Zu meiner Arbeit, im März 2015
Im letzten Jahr habe ich vorwiegend Arbeiten geschaffen, in denen ich Räume aus Spannungsbezügen und Gleichgewichtszuständen herstelle.
Vom subatomaren Bereich bis zum kosmischen Gebilde formt sich aller Raum aus Spannungsbezügen. Und auch unsere zwischenmenschlichen, psychologischen und sozialen Situationen sind immer Bezugsgeflechte, die sich unter Spannung halten. Diese Konstellationen, die Kräfteverhältnisse darin und auch die Situationen des Überdehnens und Zusammenbrechens sind die Bedingungen unserer täglichen fragilen Situationen, auch im Zusammenhang mit dem Weltgeschehen.
Dafür baue ich Objekte und Konstruktionen, die ihre Form besonders durch Schwerkraft, Spannung und Gleichgewicht bekommen. Jede kleine Veränderung hat grundlegende Auswirkungen auf das Ganze. Grundlage der Raumnahme sind die Bewegungsrichtungen der Waagrechten, der Senkrecht und des Kreises. Die Waagrechte ist unsere Standfläche (der Landschaftshorizont), zur Senkrechte müssen wir ständig unseren Körper ausrichten (das aufrechte Stehen) und der Kreis steht für die Bewegung.
In den Bildern ziehe ich gestreckte Linien und Bögen aus Tusche mittels eines Haarpinsels. Diese berühren oft gezielt Wasserflecken auf der Leinwand, mit denen sie reagieren, jedoch nur, wenn die Wasserkante exakt erreicht wird. Dazu muss ich ein Höchstmaß an innerer Konzentration und Spannung aufbringen. Die entstandene Linie ist deren Dokumentation.
Immer versuche ich in meiner Arbeit reduzierte, konzentrierte, komprimierte und klare Darstellungen zu finden.