Peter Weiermair, 2000

 

Zu Michael Danner, Ausstellung  „Schweigen“ im Kunstforum Hallein

(Auszug aus der Eröffnungsrede)

 

Diese Räume, die in der Ausstellung aufeinanderfolgen, erscheinen fürs erste hermetisch, abweisend, erschließen sich jedoch dann, wenn man sich auf ihren Sinngehalt einläßt. Das Gemachte, das Zeichen, wird vom gefundenen Zeichen abgelöst, ergänzt, überblendet. Es geht um eine Vermessung der Gegensätze, wie Danner einmal gesagt hat.

Was entscheidend ist in seinem Werk, ist die Mitwirkung des Betrachters. Das heißt, er betrachtet nicht jede Arbeit nur individuell, sondern er geht von der einen zur anderen und löst sie sozusagen auf. Es gibt ganz bestimmte Motive, semantische Stränge, die er sozusagen komplettiert, erweitert und öffnet. Die Formen, die Zeichen, die Objekte stehen zueinander in einer poetischen Beziehung, so daß das vom Künstler geschaffene Zeichenrepertoir in Bezugsräume gesetzt wird. Die Bezugsräume selbst - er spricht vom Begriff der Energie – die Energie ist eine wesentliche Erfahrung dieser Bezüge.

Diese Kunst trägt in gleicher Weise poetische wie philosophische Züge. Was Danner interessiert sind ganz radikale Kategorien, wie etwa Raum – Zeit. Wenn Sie in die Installation eintreten, sehen Sie eine Reihe von Baumzeichen, Zeichen wie Bäume geschnitten werden, wie der Baum wächst. Das Zeichen verändert sich, das heißt ihn interessiert die biologische Zeit des Baumes, aber dann auch die Zeit seines Gestaltunsprozesses selbst. Bei den Tuschearbeiten ist es die physikalische Zeitdimension des Machens selbst. Und ich glaube, daß man sich sozusagen in diese Situation versetzen muß um diese Zeiterfahrung zu reflektieren. Man muß die eigene menschliche Zeit einbringen und in Vergleich setzen zur Zeit, die das  Malen einer Tuschzeichnung erfordert und zur Zeit, in der in Jahrtausenden oder Jahrmillionen ein Stein sozusagen gewachsen ist. Es gibt eine ganze Reihe von Zeiterfahrungen, die hier eingebracht werden.

Im Durchgehen der Ausstellung spielt das Moment der Erinnerung, das was ich mitnehme von einem Bild, das Übereinanderschichten von visuellen Erfahrungen, eine Rolle für das Sehen eines neuen Bildes. Gegenwart und Vergangenheit wäre so ein weiteres Kategorienduo.

Es gibt ganz wenige Künstler, bei denen ich heute Parallelen finden kann. Es ist ein Erkenntnisaspekt in Danners Kunstform, die von einem visuellen philosophischen Verständnis herkommt. Die Bedeutung läßt sich daher nicht leicht abheben, sie ist nicht kulturell determiniert, sondern sie ist von allgemeiner Relevanz, ja in gewissem Sinne geschichtslos. Darin sehe ich eine Qualität.